Wenn der Herbst kommt endet die Zeit der Hochzeit. Die Standesämter sind auch im Winter offen und es wird auch getraut, aber die Braut in Weiss sieht man meist zwischen Mai und September, zumindest in der Schweiz. Doch es geht auch anders. 
Der Bruder eines Freundes kontaktierte mich mit dem Wunsch, in den Alpen im tiefsten Winter getraut zu werden. Der Platz und der Samstagabend waren schon bestimmt. Ich traf mich also mit dem Paar und während dem Gespräch wurde mir klar, dass diese beiden Menschen zusammenpassen. Kein Wunder, dass wir im Nu einen stimmigen Ablauf skizziert hatten, angelehnt an eine katholische Zeremonie, denn die beiden waren früher in der Katholischen Kirche. Der Ablauf wurde den Gästen im Voraus bekanntgegeben und die Teilnahme wurde allen freigestellt. Zu unserem Erstaunen haben sich dann alle Gäste auch für die „Trauung“ im schneeverschneiten Alpental angemeldet, trotz einem fünfzehnminütigen Fussmarsch und einem gehbehindertem Gast. Weil an diesem Tag ein Föhnsturm angekündigt war, traf ich mich mit 
meiner Assistentin schon am Mittag vor Ort, um den Platz vorzubereiten. Als wir dort ankamen war die Schneedecke so weich, dass wir knöcheltief im Schnee versanken. Das hiess, wir mussten für 80 Gäste einen Platz präparieren der so gross war, dass man rund herum noch 10 Finnenkerzen zur Beleuchtung aufstellen konnte. Es war schon fast dunkel und die Gäste waren schon im Anmarsch, als die letzte Finnenkerze endlich brannte. Der Föhnsturm wurde immer stärker und so war es kein Wunder, dass das Ja-Wort im Pfeifen und Blasen unterging. Erst als das Paar die Ringe tauschte und sich küssten wurde allen klar, dass sie Zeugen einer ganz speziellen Verbindung geworden sind.
Nach dem Aufräumen wären wir zum Hochzeitsfest eingeladen gewesen, das wir dann aus praktischen Gründen leider absagen mussten.
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